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Biologie

Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) gehört zur Familie Bombinatoridae und ist eine typische Pionierart in dynamischen strukturreichen Lebensräumen. Sie hat einen abgeflachten Körper und ihre warzige Oberseite ist hell- bis dunkelgraubraun, mit stellenweise dunkelbrauner oder olivenfarbiger Schattierung. Die charakteristischen Merkmale dieses Froschlurchs sind das individuelle gelb-schwarz/graue Muster seiner Unterseite und die herzförmigen Pupillen.

 

Abb. 1: Charakteristische Merkmale der Gelbbauchunke sind ihre auffällig gelb-schwarz gefleckte Unterseite und die herzförmigen Pupillen.

 

Mit einer maximalen Größe von knapp 6 cm gehört die Gelbbauchunke zu den kleinsten mitteleuropäischen Amphibienarten. Sie ist stark wassergebunden und hält sich in Trockenzeiten in feuchten Bereichen, z.B. unter Steinen oder im Wald auf. Diese wärmeliebende Art ist tag- und nachtaktiv und ihre Aktivitätsperiode reicht von März bis Oktober.

 

Gelbbauchunken werden im Freiland i.d.R. nach der zweiten Überwinterung mit einer Größe ab 30 mm geschlechtsreif. Die Paarungszeit erstreckt sich von April bis August. Männchen rufen in dieser Zeit intensiv und demonstrieren Artgenossen damit ihre Anwesenheit und Reviergrenzen. Das kreisförmige „Revier“ hat dabei einen Radius von mindestens 50 cm Wasserfläche, wobei die Grenzen innerhalb eines Tümpels variieren bzw. das „Revier“ in kurzer Zeit verschoben werden kann. Im Gegensatz zu anderen Amphibienarten haben Gelbbauchunken keine Schallblasen zur Lauterzeugung, dies ist mitunter der Grund, warum sie vergleichsweise leise Rufe haben, die einem melodischen „uuh…uuh…uuh“ gleichen. Das an der Wasseroberfläche schwimmende Männchen ruft und schlägt dabei regelmäßig mit den Beinen, um Wellen zu erzeugen, die wiederum das Revier abgrenzen.

 

 

Fortpflanzung

 

Gerade zur Paarungszeit sind Gelbbauchunkenmännchen durch ihre Brunftschwielen sehr gut von den Weibchen zu unterscheiden. Die Brunftschwielen dienen bei der Paarung dazu, das Weibchen in der Lendenregion besser festhalten zu können.

 

Abb. 2: Ein Gelbbauchunkenmännchen umklammert ein Weibchen bei der Paarung mit den Vorderbeinen im Lendenbereich (sog. Amplexus lumbalis).

 

Da die Fortpflanzungssaison von April bis August reicht, sind bei geeigneten Bedingungen mehrere, häufig durch ergiebige Regenfälle ausgelöste Laichaktivitäten möglich. In diesem mehrmonatigen Zeitraum legt ein erwachsenes Weibchen insgesamt etwa 100 bis 200 Eier. Während eines Laichereignisses werden die Eier entweder einzeln oder in Klumpen bestehend aus etwa 10-20 Eiern an abgestorbene Vegetation, ins Wasser ragende Grashalme oder den Boden flacher besonnter Tümpel geheftet. Nach dem Prinzip der Risikostreuung verteilen die Weibchen ihren Laich oft auf mehrere Tümpel.

 

 

Abb. 3: Laichklumpen (links) und Larve (rechts) der Gelbbauchunke.

 

Nahrung

 

Das Beutespektrum von Gelbbauchunken umfasst hauptsächlich Insekten, Spinnen und Würmer. Grundsätzlich werden alle Wirbellosen gefressen, die von der Größe her bewältigt werden können. Weiche Beutetiere werden dabei bevorzugt. Wichtig ist, dass sich die Beutetiere bewegen, da dies der Reiz ist, welcher bei der Gelbbauchunke das Beutefangverhalten auslöst. Im Gegensatz zu anderen Froschlurchen ist die Zunge der Gelbbauchunke mit dem Mundboden verwachsenen, so dass diese nicht zum Beutefangen hinausgeschleudert werden kann. Daher muss die Gelbbauchunke nach ihre Beute schnappen oder sie anspringen.

Für frisch metamorphosierte Unken bilden Springschwänze, Milben, Blattläuse in Gewässernähe oder Mückenlarven im seichten Wasser die Hauptnahrung.

 

 

Prädatoren und Feindabwehr

 

Erwachsene Gelbbauchunken haben wirksame Abwehrmechanismen gegen Fressfeinde entwickelt. Wenn die Flucht ausweglos erscheint, nimmt die Gelbbauchunke die sogenannte „Kahnstellung“ ein. Dabei biegt die Unke ihren Körper kahnartig im vorderen und hinteren Teil nach oben, wobei zusätzlich die Hand- und Fußunterseiten nach außen und oben gerichtet sind. Dadurch präsentiert sie ihre gelbe Warnfärbung. Zusätzlich produziert sie ein Hautgift, welches z.B. bei Säugern eine intensive Reizung der Schleimhaut hervorruft und sie selbst ungenießbar macht.

 

Abb. 4: Eine Gelbbauchunke in „Kahnstellung“ zur Abwehr von Feinden

 

Einzelbeobachtungen deuten darauf hin, dass neben der Ringelnatter auch Schwarzstorch, Fischotter und Waschbären Fressfeinde der erwachsenen Tiere sind. Die Gelbbauchunke stellt dabei allerdings nicht die bevorzugte Beute dar.

 

Die größten natürlichen Verlustraten treten bei der Entwicklung von Laich und Kaulquappen der Gelbbauchunken auf. So wird der Laich von Molchen, anderen Kaulquappen (z.B. der Erdkröte) und z.B. bei hohen Dichten von Muschelkrebsen gefressen. Kaulquappen und frisch metamorphosierten Tieren fehlt das giftige Hautsekret, so dass diese von verschiedenen Prädatoren wie Raben- und Singvögeln, Reihern, Molchen, Grünfröschen, Rückenschwimmern sowie Libellen- und Käferlarven gefressen werden.

 

 

 


 

Das Projekt 'Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland' wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.

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